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Heimwärts
Das neue Gedicht
von Tomas Tranströmer
Ein Telephongespräch lief in die Nacht aus und glitzerte
im Land und in den Vorstädten.
Danach schlief ich unruhig im Hotelbett.
Ich ähnelte der Nadel eines Kompasses, den der
Orientierungsläufer mit pochendem Herzen durch den
Wald trägt.
Leben [Bearbeiten]
Der Vater war Journalist, die Mutter Lehrerin und nach der Scheidung alleinerziehend. Bevor der junge Tomas Tranströmer die Musik und die Kunst für sich entdeckte, wollte er Naturwissenschaftler oder Archäologe werden. Nach dem Abitur absolvierte er ein Studium der Psychologie an der Universität Stockholm, das er 1956 abschloss. Weitere vier Jahre blieb er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter, bevor er auf eine Stelle als Betriebspsychologe an die Jugendstrafanstalt Roxtuna wechselte.1965 zog er mit Frau und Kind nach Västerås, eine Stadt knapp 100 km westlich von Stockholm, wo er lange lebte. Er wurde dort mit den Jahren so hoch geschätzt, dass die Stadtoberen 1997 einen nach ihm benannten Tranströmer-Preis für Literatur einrichteten. Ab 1980 bis zum Ruhestand nahm Tranströmer eine Stelle als Arbeitspsychologe beim nationalen schwedischen Arbeitsamt wahr. Nach seiner Pensionierung zog Tranströmer mit seiner Frau Monica zurück nach Stockholm.
Tranströmer debütierte 1954 als 23-Jähriger mit dem Buch 17 dikter (17 Gedichte). Er experimentierte darin sogar mit Blankversen, bevorzugte aber später freie Rhythmen. Seine nächsten beiden Bücher Hemligheter på vägen (1958) und Klangar och spår (1966) verarbeiteten u. a. seine Erlebnisse auf Auslandsreisen nach Spanien, auf den Balkan, nach Afrika und in die USA. Auch Musik spielt eine Rolle, etwa in seinem poetischen Porträt Edvard Griegs, oder Museumsbesuche, wie in seinem Gedicht Ein Mensch aus Benin, das von einem afrikanischen Kunstwerk im Völkerkunde-Museum Wien inspiriert wurde.
Eine produktive Künstlerfreundschaft verband Tranströmer mit dem US-amerikanischen Dichter Robert Bly. Sie übersetzten einander werkgetreu in die jeweilige Sprache des anderen und nahmen teils auch Gedichte des Gegenübers in eigene Veröffentlichungen auf. Der Bonniers Verlag gab 2001 zum 70. Geburtstag Tranströmers ein Buch mit der Korrespondenz der beiden Dichter aus den Jahren 1964 bis 1990 heraus.
Ein Schlaganfall 1990 beeinträchtigte 1990 Tranströmers Sprachfähigkeit. Mit dem Buch Sorgegondolen (Die Trauergondel) gelang Tranströmer 1996 ein besonderes Kunststück. Es verkaufte sich in einer Auflage von 30.000 Exemplaren auf dem kleinen schwedischen Buchmarkt. Tranströmer ist außerdem ein ausgewiesen begabter Amateurmusiker, der Orgel und Klavier spielt. Den stora gåtan (Das große Rätsel, 2004) befasst sich teilweise mit dem Thema des Todes, seinen Vorzeichen und Erfahrungen.
Poetik [Bearbeiten]
Tomas Tranströmer setzt auf Intensität durch höchste sprachbildliche Verdichtung, die mit sehr wenigen Worten auskommt. Wirken will er allein durch die Vielfalt der Assoziationen und Balancierungen. Mit der Selbstdisziplinierung durch größtmögliche Verknappung der Rede gelangte Tranströmer schon seit den 1950ern immer wieder zu den strengen Formvorschriften des japanischen Haiku-Gedichts. Hier sind nicht Worte die Bausteine, sondern die Silben selbst.Kompositorisch experimentierte er von Beginn an mit kühnen Metaphern, freien Rhythmen ebenso wie sapphischen Stanzen. Seine Wortwahl gilt jedoch als relativ moderat und unprätentiös, sein Stil als gewollt einfach, aber sehr rhythmisch und durch überraschende Momente und Assoziationssprünge spannend.
Inhaltlich geht es seltener um Naturbetrachtung oder abstrakt Philosophisches, sondern um Reflexion von Begegnungen im gelebten Alltag. Nicht die Außenwelt der Medien und Weltprobleme und auch nicht die Innenwelt der Nabelschau zu kurz gekommener Gefühle, Erinnerungen und Beziehungsdramen sind hier Thema, sondern die Konzentration auf den Moment und das Wesentliche des menschlichen Nahbereichs. Man könnte mit einem Titel Peter Handkes sprechen von der „Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt“. Eine Rezension des Deutschlandradios bezeichnet ihn als „von Gerüchen, Farben, Schwingungen und Zwischentönen regiert“.
Literaturgeschichtlich steht Tranströmer der „Poésie pure“ Paul Valérys nahe. Er macht gewissermaßen „l´art pour l´art“ (Kunst um der Kunst willen, ohne weitere Wirkungsabsicht), ist aber über die Perfektion der Form hinaus durchaus an der „Selbstbefragung des Psycho-Logischen“ interessiert. Einer literarischen Schule ist er nicht zuzuordnen. In der deutschsprachigen Lyrikszene des beginnenden 21. Jahrhunderts sind ihm die ebenfalls größtmöglich verdichteten Poeme einer Sarah Kirsch nahe, obschon diese immer eher der Naturlyrik zugewandt war. Allerdings hat er in den frühen 1970er Jahren, als das Buch Östersjöar entstand, die Natur der Schären-Küste rund um Stockholm in seinen Gedichten eingehend zur Sprache gebracht.
Tranströmers Poetik bringt eine Sprache hervor, die ohne Redeschwall auskommt und darin den Prinzipien des Zen-Buddhismus nahekommt: „Überdrüssig aller, die mit Worten, Worten, aber keiner Sprache daherkommen“ (Zitat aus dem Gedicht „Aus dem März '79“, 1980 veröffentlicht).
Tranströmers Sprachkraft und Bildmächtigkeit machten ihn zum meistübersetzten skandinavischen Dichter in der englischsprachigen Welt des 20. Jahrhunderts, urteilte die Encyclopedia Britannica.
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