Montag, 5. Dezember 2011

Musterlösungen Schulaufgabe Lyrik

1. Stadtgedichte
Die Stadt – Georg Heym
Form: 5-hebiger Jambus, Sonett, abba/abba/aaa/bbb
Die Szenerie wird zunächst als eine dunkle, bewölkte Mondnacht eingeleitet (Z. 1f) und mit rot beleuchteten Häuserfenstern (Z. 3f). Stilistisch sind Vers 1 und 2 über ein Enjambement2 auseinander gerissen, denn beide Verse gehören eigentlich zusammen. Was noch auffällt sind die Personifizierungen der Häuserfenster (Z. 3f) und die Wahl von positiven Adjektiven; die Wortwahl wirkt geradezu verniedlichend.
Die zweite Strophe beschreibt den Stadtverkehr, er wird sehr lebhaft und verflochten als „Aderwerk” beschrieben (Z. 5), als auch das pulsartige Treiben der Menschen. Die Verse 7 und 8 des letzten Quartetts bilden eine Brücke zu dem inhaltlich zweiten Teil des Sonetts, die sehr vitalen positiven Beschreibungen weichen und der Ich-Sprecher nimmt das stumpfe Geräusch der Stadt wahr, welches vom „stumpfen Sein” - vom möglicherweise monotonen, langweiligen Leben in der Stadt - herrührt.
Wie in Sonetten häufig üblich, stehen auch hier die nachfolgenden Terzette ganz im Kontrast zu den vorangegangenen Quartetten. Es kommen erst einige Antithesen3, bei denen Gebären und Tod gegenüber gestellt werden und dem Sprecher nur als „gewirktes Einerlei” erscheinen. Trotz dieser völligen Gegenüberstellung von Kontrasten, nämlich von zwei unterschiedlichen Lebensabschnitte, bei dem der eine lebenseinleitend und der andere lebensbeendend ist, nur das lyrische Ich nur ein diffuses Ganzes wahrnehmen und ist außer stande, beides voneinander zu differenzieren. Im nächsten Vers folgt dann ein Parallelismus, welcher eine ebensolche Antithese enthält: „Lallen der Wehen” und „Langer Sterbeschrei”. Der Sprecher könnte sich in einer Lethargie oder Verdrießlichkeit zu befinden, dieser „blinde Wechsel” von Gegensätzlichkeiten geht am Sprecher teilnahmslos und „dumpf” vorbei (Z. 11). Heym verdeutlich in dieser Strophe die Kurzlebigkeit und Bewegung in der Stadt, in dessen Tempo das lyrische Ich nicht mehr mitkommt. Diese Strophe könnte jedoch auch eine Kritik an der Großstadt-Anonymität darstellen, da der Sprecher kein Interesse an den Einzelschicksalen seiner Mitmenschen zeigt (selbst bei solchen wichtigen Einschnitten in der Vita eines jeden Menschens wie Tod und Geburt) und wegen der Masse an Menschen auch gar nicht zeigen kann.
Die letzte Strophe beschreibt ein Bild der Bedrohung. Feuer, Fackeln und Brand sind von der Ferne aus sichtbar und gefährden die Existenz Stadt. Der stark aufsteigende schwarze Rauch und in dem sich reflektierende Feuerschein unterstreichen die Bedrohung (Z. 14). Es handelt sich wahrscheinlich um einen Waldbrand.
Das lyrische Ich bleibt im Hintergrund. Über ihn/sie wird nur über die auffällig expressive Sprache wie dem Substantiv „Aderwerk” was über das Gefühlsleben bekannt. Augenscheinlich wird die Stadt als sehr lebendig und besinnlich geschildert, weiter in das Leben der Menschen hineindringend wird ein Gefühl von Eintönigkeit und Dumpfsinn, vielleicht auch Einsamkeit und Anonymität vermittelt. Auffallend ist, dass der Beobachter die Stadt mit einem menschlichen Körper vergleicht. Sie ist in den beiden Quartetten ein pulsierender Körper mit „blinzelnden Lidern”. Auf die beiden Terzetten zugehend wird ihr „Sein” jedoch „stumpf” und der Körper ist hin- und hergerissen zwischen Leben und Tod.
Es ist zu vermuten, dass der Sprecher wenigstens seit einiger Zeit in der Stadt lebt, so dass man der Person Unzufriedenheit mit seinem Alltagsleben in der Stadt unterstellen könnte. Es ist auch nicht bekannt, bzw. es gibt keine Anhaltspunkte, welche oder ob überhaupt eine bestimmte Stadt gemeint ist.
Sehr typisch für den Expressionismus greift dieses Gedicht von Heym das Motiv der Naturkatastrophe und des Weltuntergangs im biblischen Stil auf; das existenzbedrohende Feuer stellt nämlich in der Bibel eine Art apokalyptischer Vorbote dar. Darüber hinaus ist ebenso das Thema Großstadt ein beliebtes Thema zeitgenössischer Expressionisten. Insgesamt ist die Sprache sehr metaphorisch (Z. B. Z. 3ff und Z. 14) und gefühlsbetont. Dem Leser werden nicht nur optische, sondern auch akustische Schilderungen gegeben. Die Form und der Reim sind streng, das Gedicht wird in die Form eines festen Schemas „gepresst” und steht im Kontrast oder wird gerade zur Verstärkung zum häufig wechselhaften Inhalt expressionistischer Lyrik verwendet.
Zusätzlich können wir die für den Expressionismus typischen Farben schwarz (Z. 1: „Nacht”) und rot (Z. 4: „blinzeln mit den Lidern rot und klein”, Z. 5: „Aderwerk”, Z. 12: „Feuer, Fackeln rot und Brand”) entdecken, genauso wie häufig in expressionistischen Werken auftauchende Stilmittel wie Personifikationen5 (Z. 3ff), Metaphern (Z. 5f, Z. 14) und Verfremdungen (Z. 1: „Sehr weit ist diese Nacht”, Z. 8: „Eintönig kommt heraus in Stille matt”).
Abschließend können wir feststellen, dass an diesem Gedicht typische Großstadtkritik der Expressionisten deutlich wird.
http://lyrik.antikoerperchen.de/georg-heym-die-stadt,textbearbeitung,25.html


Die Zeit fährt Auto – Erich Kästner

Form: 5-hebiger Jambus; Reim: abaab; dreimal 5 Verse, 3 Strophen;

Kritik am Kapitalismus als Folge der Industrialisierung; Machtlosigkeit des Individuums angesichts der wenig sozialen Ausrichtung der Gesellschaft; Kernstellen der Spracheverwendung: Anaphern (5,10,15 und 1,6,11);



Stadtaffe - Peter Fox
5-strophiger Songtext, 5. Strophe als Refrain, oft unreine Reime;
umgangssprachlicher Duktus, popkulturell unterfüttert; Tiermetaphorik als tragender Bestandteil; Individuum geht auf in eine hedonistische Masse


2. Gedichte über die Liebe(snacht)
Chamisso - Morgentau

3 mal 5 Verse, kreuzreim, daktylischer Grundrhythmus

nostalgische Grundhaltung zur verbrachten Liebesnacht, rückwärtsgewandte Sehnsucht, Nacht als Phase der Glückseligkeit als Antithese zur Realität des Alltages


Karen Kiwus – Im ersten Licht

Form: drei Strophen (6-6-9), reimlos, freier Rhythmus, prosaischer Tonfall – passend zum Inhalt eines Anti-Liebesgedichtes;

anaphorische Einleitung aller Strophen, 3. Strophe bringt Wendung von vorher romantisierendem Ton hin zur kalten und zynischen Beschreibung des offensichtlichen Endes der Leidenschaft, (mehrmalige Widerholung des „ausgeleierten“ Arsches)
Fazit am Schluss ;
Musikmetaphorik (Toccata, verstimmt)
vielleicht überraschend: lyrisches Ich eine Frau – Rollenwechsel des Objekthabitus’ Mann-Frau
„Im ersten Licht“ – bei genauerer Betrachtung (Tageslicht/Realität) besitzt Beziehung keine Zukunft mehr

Mittwoch, 9. November 2011

Lyrisches ÜberraschungsEi...

...für die Schuli:

- ein Gedicht war Top ten
- das älteste Gedicht stammt aus dem 19. Jahrhundert
- mindestens ein Gedicht stammt von einer Frau
- ein Gedicht kommt nächstes Jahr ins Gymnasium
- ein Autor ist ein "von", in Frankreich geboren (Wassermann) und in Deutschland gestorben
- Goethe ist nicht dabei
- mindestens zwei Autoren haben in Berlin gelebt
- von einem hat  j e d e r  schon mal was gelesen/gesehen, und zwar in der Grundschule
- mindestens ein Gedicht klingt, und zwar der Form nach
- ein Gedicht trägt Streetware
- zu einem Gedicht finden Sie etwas hier auf dem Blog
- Heym, Benn, van Hoddis - einer ist dabei

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Thomas Transuse oder so kriegt nen Preis

http://de.wikipedia.org/wiki/Tomas_Transtr%C3%B6mer



Heimwärts
Das neue Gedicht
von Tomas Tranströmer

Ein Telephongespräch lief in die Nacht aus und glitzerte
im Land und in den Vorstädten.
Danach schlief ich unruhig im Hotelbett.
Ich ähnelte der Nadel eines Kompasses, den der
Orientierungsläufer mit pochendem Herzen durch den
Wald trägt.


Leben [Bearbeiten]

Der Vater war Journalist, die Mutter Lehrerin und nach der Scheidung alleinerziehend. Bevor der junge Tomas Tranströmer die Musik und die Kunst für sich entdeckte, wollte er Naturwissenschaftler oder Archäologe werden. Nach dem Abitur absolvierte er ein Studium der Psychologie an der Universität Stockholm, das er 1956 abschloss. Weitere vier Jahre blieb er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter, bevor er auf eine Stelle als Betriebspsychologe an die Jugendstrafanstalt Roxtuna wechselte.
1965 zog er mit Frau und Kind nach Västerås, eine Stadt knapp 100 km westlich von Stockholm, wo er lange lebte. Er wurde dort mit den Jahren so hoch geschätzt, dass die Stadtoberen 1997 einen nach ihm benannten Tranströmer-Preis für Literatur einrichteten. Ab 1980 bis zum Ruhestand nahm Tranströmer eine Stelle als Arbeitspsychologe beim nationalen schwedischen Arbeitsamt wahr. Nach seiner Pensionierung zog Tranströmer mit seiner Frau Monica zurück nach Stockholm.
Tranströmer debütierte 1954 als 23-Jähriger mit dem Buch 17 dikter (17 Gedichte). Er experimentierte darin sogar mit Blankversen, bevorzugte aber später freie Rhythmen. Seine nächsten beiden Bücher Hemligheter på vägen (1958) und Klangar och spår (1966) verarbeiteten u. a. seine Erlebnisse auf Auslandsreisen nach Spanien, auf den Balkan, nach Afrika und in die USA. Auch Musik spielt eine Rolle, etwa in seinem poetischen Porträt Edvard Griegs, oder Museumsbesuche, wie in seinem Gedicht Ein Mensch aus Benin, das von einem afrikanischen Kunstwerk im Völkerkunde-Museum Wien inspiriert wurde.
Eine produktive Künstlerfreundschaft verband Tranströmer mit dem US-amerikanischen Dichter Robert Bly. Sie übersetzten einander werkgetreu in die jeweilige Sprache des anderen und nahmen teils auch Gedichte des Gegenübers in eigene Veröffentlichungen auf. Der Bonniers Verlag gab 2001 zum 70. Geburtstag Tranströmers ein Buch mit der Korrespondenz der beiden Dichter aus den Jahren 1964 bis 1990 heraus.
Ein Schlaganfall 1990 beeinträchtigte 1990 Tranströmers Sprachfähigkeit. Mit dem Buch Sorgegondolen (Die Trauergondel) gelang Tranströmer 1996 ein besonderes Kunststück. Es verkaufte sich in einer Auflage von 30.000 Exemplaren auf dem kleinen schwedischen Buchmarkt. Tranströmer ist außerdem ein ausgewiesen begabter Amateurmusiker, der Orgel und Klavier spielt. Den stora gåtan (Das große Rätsel, 2004) befasst sich teilweise mit dem Thema des Todes, seinen Vorzeichen und Erfahrungen.

Poetik [Bearbeiten]

Tomas Tranströmer setzt auf Intensität durch höchste sprachbildliche Verdichtung, die mit sehr wenigen Worten auskommt. Wirken will er allein durch die Vielfalt der Assoziationen und Balancierungen. Mit der Selbstdisziplinierung durch größtmögliche Verknappung der Rede gelangte Tranströmer schon seit den 1950ern immer wieder zu den strengen Formvorschriften des japanischen Haiku-Gedichts. Hier sind nicht Worte die Bausteine, sondern die Silben selbst.
Kompositorisch experimentierte er von Beginn an mit kühnen Metaphern, freien Rhythmen ebenso wie sapphischen Stanzen. Seine Wortwahl gilt jedoch als relativ moderat und unprätentiös, sein Stil als gewollt einfach, aber sehr rhythmisch und durch überraschende Momente und Assoziationssprünge spannend.
Inhaltlich geht es seltener um Naturbetrachtung oder abstrakt Philosophisches, sondern um Reflexion von Begegnungen im gelebten Alltag. Nicht die Außenwelt der Medien und Weltprobleme und auch nicht die Innenwelt der Nabelschau zu kurz gekommener Gefühle, Erinnerungen und Beziehungsdramen sind hier Thema, sondern die Konzentration auf den Moment und das Wesentliche des menschlichen Nahbereichs. Man könnte mit einem Titel Peter Handkes sprechen von der „Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt“. Eine Rezension des Deutschlandradios bezeichnet ihn als „von Gerüchen, Farben, Schwingungen und Zwischentönen regiert“.
Literaturgeschichtlich steht Tranströmer der „Poésie purePaul Valérys nahe. Er macht gewissermaßen „l´art pour l´art“ (Kunst um der Kunst willen, ohne weitere Wirkungsabsicht), ist aber über die Perfektion der Form hinaus durchaus an der „Selbstbefragung des Psycho-Logischen“ interessiert. Einer literarischen Schule ist er nicht zuzuordnen. In der deutschsprachigen Lyrikszene des beginnenden 21. Jahrhunderts sind ihm die ebenfalls größtmöglich verdichteten Poeme einer Sarah Kirsch nahe, obschon diese immer eher der Naturlyrik zugewandt war. Allerdings hat er in den frühen 1970er Jahren, als das Buch Östersjöar entstand, die Natur der Schären-Küste rund um Stockholm in seinen Gedichten eingehend zur Sprache gebracht.
Tranströmers Poetik bringt eine Sprache hervor, die ohne Redeschwall auskommt und darin den Prinzipien des Zen-Buddhismus nahekommt: „Überdrüssig aller, die mit Worten, Worten, aber keiner Sprache daherkommen“ (Zitat aus dem Gedicht „Aus dem März '79“, 1980 veröffentlicht).
Tranströmers Sprachkraft und Bildmächtigkeit machten ihn zum meistübersetzten skandinavischen Dichter in der englischsprachigen Welt des 20. Jahrhunderts, urteilte die Encyclopedia Britannica.

Sonntag, 25. September 2011

Mittwoch, 14. September 2011

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